ITIL - ein Hype?


Ja, ganz sicherlich. Aber was steckt eigentlich dahinter? ITIL kommt aus England und ist die Abkürzung von IT Infrastructure Library. Es ist eine Sammlung von Dokumenten die beschreiben, wie man eine IT Infrastruktur beschreibt. Es ist ein Quasi Standard, weil zwar ein Rahmen vorgeben wird, aber es ist ausdrücklich nur ein Rahmen, der auf die jeweilige Situation angepasst werden muss.

Im Grunde genommen kann man den Begriff ITIL auch auf den deutschen Begriff "Bewährte Praxis" bringen. D.h. das es allgemeingültige Verfahrensweisen gibt, wie man Informationstechnologie betreiben sollte, damit Qualität wiederholbar wird und die Kosten im Rahmen bleiben. Da jedes Unternehmen andere Anforderungen hat, so sollten diese allgemeingültigen Verfahrensweisen an das jeweilige Unternehmen angepasst - aber nicht 'verbogen' werden.
Interessanterweise kommt man sowohl wenn man 'bewährte Praxis' von technischer, als auch von Geschäftsseite betrachtet, zu den gleichen übereinstimmenden Ergebnissen. Deutlich wird das z.B. wenn man sich mit dem Buch 'The Practice of System and Network Administration' von Addison-Wesley beschäftigt und dann mit der eher auf Geschäftsprozessebene bezogenen Literatur zu ITIL. Ersteres beschreibt das "Warum" man etwas auf technischer Ebene "Wie" machen sollte, letzteres gibt ein umfangreiches Prozessrahmenwerk aus der Geschäftsperspektive vor. Aber in Grunde genommen wollen und meinen beide das Gleiche.
Welchen Nutzen können Sie daraus ziehen, wenn Sie ihre IT nach "bewährter Praxis" ausrichten? Ganz sicherlich eine stabile IT, deren Kosten kalkulierbar sind und wo Qualität wiederholbar ist statt rein zufällig hin und wieder aufzutauchen.
Ob sie es ITSM nennen oder ganz einfach 'bewährte Praxis' ist ganz Ihnen überlassen. Nur, bevor es an die Kür geht, kommt die Pflicht. Der häufigste Fehler bei der Einführung von ITIL ist zu meinen, das wenn ich erstmal die Prozesse definiere, meine IT ganz automatisch nach bewährter Praxis arbeitet - und auch entsprechende Ergebnisse hervorbringt. Das wichtigste im Ganzen ist das die Mitarbeiter verstanden haben, was ITSM ist: "Bewährte Verfahrensweisen, Best Practices". Eine Hilfe Arbeit und Prozesse im Tagesbetrieb zu strukturieren statt von einem Verwaltungsapparat von der Arbeit abgehalten zu werden. Leider wird ITIL oft über die Köpfe und ohne richtige Beteiligung der Betroffenen von oben 'eingeführt'.

Kaizen und ITIL

Was könnte ITIL z.B. von Kaizen lernen? Ganz sicher die Bottom-Up Methode. Was ich in der IT im Kleinen und Alltäglichen nicht an Grundlegenden und Verbessernden erreiche, das werde ich durch das Überstülpen eines Rahmenwerkes wie ITIL gerade auch in kleinen und mittleren Unternehmen kaum schaffen. Erst wenn ich die Mitarbeiter dafür gewinnen kann, wenn sie real sehen können das sie selbst etwas davon haben, erst dann kann ich ITIL wirklich in der Firma umsetzen.

Die Praxis

Wen IT-Infrastruktur Grundlagen interessieren, der sollte auch mal bei http://www.infrastructures.org vorbei schauen. Das kostenbewußte und stabile IT-Umgebungen auch ohne ITIL Hype funktionieren können, habe ich im GENO-RZ persönlich erfahren können - ganz ohne ITIL von oben - aber alles nach bewährter Praxis. Ich möchte hier besonders meinen Kollegen, besonders Harald Wetzler, Robert Eckhardt und Dr. Träxler aus dem Geno-RZ danken, die bewiesen haben, wie man kritische Systeme erfolgreich betreibt.


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Gerhard Fröhlich